Unrecht der Berufsverbote angeprangert

Betroffene des «Radikalenerlasses» diskutierten

Podium.

3. Februar 2017 |  Düren. Auf Einladung des Bertram-Wieland-Archiv für die Geschichte der Arbeiterbewegung e.V. wurde am vergangenen Freitag ein dunkles Kapitel der jüngeren bundesrepublikanischen Geschichte behandelt. Im KOMM referierten und diskutierten Betroffene des «Radikalenerlasses», der vor 45 Jahren verabschiedet wurde.


Auf dem Podium saßen Dr. Rutger Booß und Dr. Raimund Teismann, denen die Einstellung in den Schuldienst verweigert wurde. Beiden wurde vorgeworfen, sich in linken Organisationen betätigt zu haben. Am 28. Januar 1972 wurden durch Bundeskanzler Willy Brandt und die Regierungschefs der Bundesländer die «Grundsätze zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte im öffentlichen Dienst» beschlossen. Vermeintliche «Radikale» sollten so aus dem Öffentlichen Dienst ferngehalten werden. Der «Radikalenerlass» schuf ein Klima des Misstrauens und kriminalisierte politische Einstellungen. Mithilfe der «Regelanfrage» wurden etwa 3,5 Millionen Bewerberinnen und Bewerber vom «Verfassungsschutz» auf ihre politische «Zuverlässigkeit» durchleuchtet. In der Folge kam es zu 11.000 offiziellen Berufsverbotsverfahren, 2.200 Disziplinarverfahren, 1.250 Ablehnungen von Bewerbungen und 265 Entlassungen. Rutger Booß war einer der ersten Betroffenen. 1972 war er Referendar am Dürener Wirteltor-Gymnasium, als er am Tag des «Radikalenerlasses» die Mitteilung erhielt, dass er nicht in den Schuldienst übernommen werde. Er schilderte ebenso wie Raimund Teismann seiner Erlebnisse aus dieser Zeit. Booß wechselte notgedrungen in die Verlagsbranche und verlegte später erfolgreich unter anderem die Eifel-Krimis von Jacques Berndorf. Auch linke Krimi-Autoren aus dem Ruhrgebiet zählten zu seinem Repertoire.  «Ich durfte nicht Lehrer werden, also habe ich anschließend auch die Romane von Kommunisten massenhaft in nordrhein-westfälischen Schulen angeboten. Das war sozusagen meine Rache». [ganzen Beitrag lesen]


Siehe auch:


Ehrung von Barthel Rankers

Roter Pfeffer ins Dürener Rathaus

Porträt Barthel Ramkers.

Unter diesem Motto wurde am Dienstag, 18. Oktober 2016, in einer öffentlichen Veranstaltung der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) Düren über Kommunalpolitik diskutiert. Als Gast für diese gut besuchte Versammlung im Kulturzentrum Düren (KOMM) konnte das Bezirksvorstandsmitglied Uwe Koopmann gewonnen werden. Koopmann, der selbst zehn Jahre für die DKP im Rathaus von Düsseldorf-Gerresheim engagiert war, konnte anhand konkret gemachter Erfahrungen recht gelungen ein Bild davon entwerfen, wie kommunistische Kommunalpolitik auszusehen hat.


Aktuelles Beispiel: Die DKP setzte sich in einer außerparlamentarischen Aktion dafür ein, die Hans-Günther-Sohl-Straße in Düsseldorf umzubenennen. Offensichtlich war ausgeblendet worden, dass der Industriemagnat von 1933 bis 1945 NSDAP-Mitglied und Wehrwirtschaftsführer war. In der anschließenden Diskussion  einigten sich die Teilnehmer/innen: Arbeit, Soziales, Umwelt sowie Antifaschismus und Antimilitarismus sollen zukünftig Schwerpunkte für DKP-Kommunalpolitik in Düren sein.

Aktiver und verankerter Genosse: Barthel Rankers

Im Rahmen der Veranstaltung wurde das langjährige Mitglied der kommunistischen Bewegung (erst KPD, dann DKP) Barthel Rankers geehrt. Schon in seiner Jugend war der heute 88jährige Ramkers aktiv im Kampf gegen Remilitarisierung, für ein friedliches und einiges Deutschland. Dafür wurde er von der Adenauer-Justiz verfolgt. Aus einem kommunistischen Elternhaus stammend ist er bis heute unermüdlich als Zeitzeuge und von allen geachtete kommunistische Persönlichkeit Teil der Dürener Öffentlichkeit. Als Delegierter der IG-Metall-Senioren ist er in Düren immer noch gewerkschaftlich aktiv.

Für sein jahrzehntelanges gewerkschaftliches Engagement wurde er 2003 mit der höchsten Auszeichnung des DGB, der «Hans-Böckler-Medaille»,  ausgezeichnet. Wolgang Scholz von der DKP bezeichnete ihn als ein «Dürener Urgestein». Uwe Koopmann, Sprecher des DKP-Bezirks Rheinland-Westfalen, überbrachte die herzlichen Glückwünsche des DKP-Partei­vorstandes.

Barthels Fazit: «Widerstand ist überall wichtig. Deshalb ist es unsere Aufgabe, auch in Düren wieder mit einem eigenen Profil auf der Straße sichtbar zu werden!»

Text : Heiner Krüger und U.Koopmann
Fotos: Heiner Krüger